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13 Beiträge & 12 Themen
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  • NationalhymneDatum17.06.2006 01:05
    Thema von tschonn im Forum Tradition

    Nachdem nun einige "Deutsche" sich unseren Wurzeln entsonnen haben und sich mit Fernseher, Bier und Deutschlandfahne auf dem Balkon der deutschen Mannschaft verschrieben haben, gibt es schon wieder kritische Stimmen gegen diese "nationale" Stimmungsmache.
    Die Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) findet dieses "Gebähren" als nationalistisch und fordert Gegenmaßnahmen, denn laut deren Auffassung soll in den kommenden Tagen an allen hessischen Schulen die Broschüre „Argumente gegen das Deutschlandlied – Geschichte und Gegenwart eines furchtbaren Lobliedes auf die deutsche Nation“ verteilt werden.

    Ich gehe mal davon aus, dass diese Personen unserer glorreichen grünen Partei angehören. Vielleicht haben sie auch gegen die Startbahn West demonstriert und unsere Polizisten mit Steinen beworfen und verletzt, während Jahre später ihr Rädelsführer als Außenminister von dieser Startbahn aus zu seinen Auslandsbesuchen abflog. Erinnert sich dieser Außenminister noch an die blutigen Gesichter der Polizisten, die ihn Jahre später bewachten??? Genau diese Partei hat unsere Soldaten während ihrer Legislaturperiode in Einsätze nach Afghanistan und auf den Balkan geschickt und genau deren Wähler sollten sich einfinden, wenn unsere "Jungs" im Sack nach Hause kommen.

    Und alle sollten daran denken, dass unser "Lied der Deutschen" der Einheit dient, welche 1922 der sozialdemokratische Reichspräsident, Friedrich Ebert durch einen Erlass erhoben hat. Er sagte: "So wie einst der Dichter, so lieben wir heute Deutschland über alles."

    Und ich denke, daß selbst im Ausland, wo deutsche Soldaten ihren Kopf für USraelische Interessen hinhalten müssen, die deutsche Nationalhymne lieber gehört wird als die amerikanische "Hand-aufs-Herz-und-die-Augen-himmelwärts-Gott-und-Liebe-Halleluja-es-lebe-Die-USA"-Hymne.

  • Hfw HerboldDatum16.06.2006 23:14
    Thema von tschonn im Forum Kameradensuche

    Sie werden gesucht. Jeder der den momentanen Standort, Dienstgrad, Funktion kennt, bitte melden.
    Und immer dran denken:
    In Kampf und Entbehren,
    kann man Kameraden erst sehen

  • Großer Zapfenstreich 3.TeilDatum16.06.2006 23:07
    Thema von tschonn im Forum Tradition

    Unter den bundesdeutschen Militärritualen sticht der Große Zapfenstreich als ein besonderes Ritual hervor. Wie in kaum einem anderen Zeremoniell der Bundeswehr werden hier die unterschiedlichen Elemente des Militärzeremoniells zusammengeführt und mit einer geradezu sakralen Ästhetik öffentlichkeitswirksam inszeniert. Der Große Zapfenstreich vereint:
    - den militärischen Massenaufmarsch
    - den militärmusikalisch-feierlichen Eindruck
    - den religiösen Bezug
    - die geschichtspolitische Dimension
    - die Integration ausländischer Staats- und Militärvertreter
    Im Gegensatz zu den anderen Militärritualen, die in den vorhergehenden Abschnitten behandelt wurden, ist der Große Zapfenstreich ein "unspezifisches Ritual". Er kann zu unterschiedlichen Anlässen und an verschiedenen Orten aufgeführt werden und ist somit das flexibelste, ob seines Umfangs aber auch das aufwendigste Instrument staatlich-militärischer Selbstdarstellung in der BRD.
    Historisch reichen die Wurzeln des Großen Zapfenstreichs bis in die Entstehungszeit des sogenannten Stehenden Heeres ins 17. Jahrhundert zurück. Bereits 1726 wurden die Ursprünge des Rituals schriftlich dokumentiert. Der militärtraditionell überlieferten Legende 162 gemäß verbrachten die frühneuzeitlichen Landsknechte ihre Abende in Schänken oder in Marketenderzelten.
    Dann wurde zu einer bestimmten Zeit die Nachtordnung des Lagers hergestellt.
    Hierfür zogen die »Tambours« zusammen mit dem »Spil«, bestehend aus Pfeifer und
    Trommler, an den Ausschankstellen vorbei und markierten mit einem Stockschlag auf den Zapfen des Fasses das verbindliche Ende des Abends.Versuche,den »Zapfenstreich« genannten musikalischen Befehl zu unterlaufen, wurden - wie jede Befehlsverweigerung streng bestraft.
    "Wenn eine Armee im Felde campiret, und es auf dem Abend anfängt etwas finster zu werden und Tag und Nacht sich scheiden, pflegen alle Tambours, ingleichen auch die Trompeter, vor ihren Regimentern zu erscheinen und sobald die Parole gegeben, auch bey der Artillerie ein Stück-Schuss oder die Losung geschiehet oder in dem Haupt-Quartiere die Retraite geblasen oder geschlagen wird, folgen alle anderen von Regimentern in gehöriger Ordnung denselben nach und marschieren die Tambours von der Infanterie um ihr gantzes Regiment, und schlägt eine jedwede Nation ihren besonderen Zapfenstreich, wie sie dessen gewohnt ist zu thun, ein jeder Regiments-Tambour führet seine unterhabenen Tambours in ihren Reyhen und Gliedern und gehet vor denselben her mit einem Stabe, wie denn solches auch muss observirt werden bey der Reveille und bey der Vergatterung. Wenn nun der Zapfenstreich geschlagen, müssen die Marquentender keine Gäste mehr halten oder setzen, sondern es muss alles nach den Quartieren und Zelten verfügen, und wird in den gemeinen Baraquen von denen Sergeanten und Corporalen Nachsuchung gethan, wer von den Compagnien mangelt"
    (Fleming 1726)
    Zeremonielle Bedeutung erlangte der Zapfenstreich in Preußen während der Kriege gegen die Napoleonischen Besatzungstruppen. In einem Befehl des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm III. bekam das Ritual im Mai 1813 seine Grundstruktur, die bis heute erhalten ist:
    "Da bei allen Armeen der jetzt mit uns verbündeten Mächte, und namentlich bei den Russen, Österreichern und Schweden der Gebrauch stattfindet, des morgens nach beendigter Reveille, und des abends nach beendetem Zapfenstreich ein Gebet zu verrichten und es mein Wille ist, daß meine Truppen auch in Hinsicht der Gottesverehrung keinen anderen nachstehen sollen, und daß überhaupt bei denselben dem so notwendigen religiösen Sinn immer mehr Raum gegeben und jedes Mittel zur Belebung desselben angewendet werden möge,
    so befehle ich hiermit: Daß die Wachen von jetzt an, wenn Reveille oder Zapfenstreich geschlagen wird, ins
    Gewehr treten, sodann das Gewehr präsentieren, wieder schultern und abnehmen, hierauf den Czako usw. mit der linken Hand abnehmen und, ihn mit beiden Händen vor dem Gesicht haltend, ein stilles Gebet, etwa ein Vaterunser lang, verrichten sollen. Die Mannschaft nimmt mit dem kommandierenden Offizier, Unteroffizier usw. zugleich den Czako ab und setzt ihn ebenso wieder auf.
    In den Feldlägern sollen die vor den Fahnen usw. versammelten Trompeter oder Hoboisten gleich nach beendigtem Zapfenstreich ein kurzes Abendlied blasen, nach welchem die vordem ohne Gewehr in Jacken oderMänteln heran getretenen Eskadronen oder Kompanien zugleich mit den Waffen das Haupt zum Gebet entblössen,
    nach dessen Ende auf ein Signal mit der Trompete oder Trommel die Wachen aus dem Gewehr treten und die Kompanien usw. auseinander gehen.
    Ich trage Ihnen auf, diesen Befehl den unter Ihrem Kommando stehenden Truppen wörtlich bekanntzumachen, und auf dessen Befolgung strenge zu halten." Die Grundstruktur Locken - Zapfenstreich - Gebet wurde von Wilhelm Wieprecht, dem Di-rektor sämtlicher Musikkorps des Preußischen Gardekorps, zusammengestellt und gilt bis heute.
    1. Locken zum Zapfenstreich
    2. Zapfenstreich
    3. Retraite (das sind die drei Posten des Zapfenstreichs der berittenen Truppen)
    4. Zeichen zum Gebet
    5. Gebet (üblich: "Ich bete an die Macht der Liebe" von Bortnianski)
    mit "Helm ab zum Gebet!"
    6. Abschlagen nach dem Gebet
    7. Ruf nach dem Gebet.
    Im Zentrum des Großen Zapfenstreichs steht dabei ein Gebet in Form des Liedes "Ich bete an die Macht der Liebe". Eine detaillierte Beschreibung des Ablaufs dieses Zeremoniells fin-det sich in der Zapfenstreichbroschüre von Oberst Wilhelm Stephan:
    "Der Große Zapfenstreich wird ausgeführt von Spielleuten und Musikkorps, die von zwei Zügen unter Gewehr und Fackelträgern begleitet werden. Führer des Großen Zapfenstreichs ist ein Truppenoffizier, der mindestens im Rang eines Stabsoffiziers steht und die für den Großen Zapfenstreich angeordneten Kommandos gibt. Die musikalische Leitung hat der Chef des Musikkorps oder, bei Ausführung in größerem Rahmen, der dienstälteste Musikchef.
    Der Große Zapfenstreich marschiert unter den Klängen eines Armeemarsches auf den befohlenen Platz.
    Nach dem Halten wird eine Linkswendung durchgeführt, der ein kurzes Ausrichten folgt. Auf ein weiteres Kommando treten die Fackelträger, der Chef des Musikkorps, der Tambourmajor, der Schellenbaumträger und evtl. der Kesselpauker an ihre Plätze. Sodann erfolgt die Meldung des Großen Zapfenstreichs an die zu ehrende Persönlichkeit.
    Nach weiteren Kommandos beginnt nun üblicherweise eine Serenade in Form von einigen geeigneten Musikstücken nach der Wahl des zu Ehrenden. Nach Beendigung der Serenade beginnt auf das Kommando des Truppenoffiziers sodann der Große Zapfenstreich in der oben verzeichneten Spielfolge.
    Vor dem Gebet erhalten die Waffenzüge das Kommando zum Abnehmen, nach dem Gebet das Kommando zum Aufsetzen des Helms. Beim Gebet - nachdem die Waffenzüge den Befehl 'Helm ab zum Gebet' haben - erheben sich alle zum 'Großen Zapfenstreich' geladenen Gäste. Die Herren nehmen ebenfalls ihre Kopfbedeckung ab. Nach Beendigung des Gebets - nach dem Kommando 'Helm auf' - nehmen alle Gäste wieder Platz.
    Der Große Zapfenstreich wird nach dem Spielen der Nationalhymne - bei der sich alle Gäste nach ihrer jeweiligen Landessitte verhalten - durch den Truppenoffizier abgemeldet. Die Abmeldung des 'Großen Zapfen-streichs' erfolgt wie bei der Meldung an die zu ehrende Persönlichkeit. Nachdem die Fackelträger, der Chef des Musikkorps usw. ihre Marschplätze wieder eingenommen haben, wird eine Rechtswendung ausgeführt. Mit einem Wirbel von 8 Schritten und 8 Schlägen des Tambours und dem darauf folgenden Zapfenstreich (Zapfenstreichmarsch) marschiert der 'Große Zapfenstreich' ab. "Der Zapfenstreich gehörte zum militärrituellen Arsenal sowohl der BRD als auch der DDR.
    In der BRD vor und nach der Vereinigung wurde der Große Zapfenstreich unzählige Male
    aufgeführt. Anlässe ließen sich immer finden, so bei Besuchen als besonders wichtig erachteter Staatsoberhäupter wie z.B. General de Gaulle und Königin Elisabeth, bei aus dem Dienst scheidenden Ministern und Generälen und bei besonderen Gelegenheiten wie Jubiläen von Garnisonsstädten, Verabschiedung von Garnisonen, den Dezennien der Bundeswehr, dem 50. Jahrestag der Berliner Luftbrücke, dem 10. Jahrestag der Einheit und so weiter. Nach dem Wunsch der Veranstalter in den Standortkommandos und den zuständigen Regierungen finden solche Zapfenstreiche immer an möglichst bekannten, selbst symbolträchtigen, zentralen öffentlichen Orten statt: Schlösser mit entsprechendem Aufmarschraum (z.B. Neues Palais in
    Potsdam), Rathausplätze (um Präsenz in der Mitte der Gesellschaft zu demonstrieren), zentrale nationale Symbolorte (z.B. Brandenburger Tor) oder auch einfach Orte, die einen Bezug zum Anlass aufweisen und sich mit möglichst wenig Aufwand gegen den antimilitaristischen Protest absperren lassen (z.b. beim Luftbrückengedenken der Tempelhofer Flughafen).
    Zusammenfassend läßt sich feststellen: Bis Anfang der 1990er Jahre befand sich die Bundesrepublik Deutschland trotz aus Regierungssicht erfolgreicher Remilitarisierung der 1950er und 1960er Jahre im militärischen Ausnahmezustand: Im Schatten des Nationalsozialismus mochte der alte Glanz des Militärischen nicht wiederkehren. Den ›Feind‹ auf der anderen Seite der deutsch-deutschen Grenze hätte man lieber heute als morgen ›eingemeindet‹. Und "der Kalte Krieg, in militärischer Hinsicht definiert durch das atomare Patt, verordnete den Soldaten die permanente Wartestellung." (Wette 1994: 983) Nach dem jahrzehntelangen miliärischen ›Dornröschenschlaf‹ geht die Entwicklung heute wieder offensiv in eine andere Richtung. Mit einem neuen Selbstbewußtsein nach 1989 hat auch die militärische Selbstdarstellung - Zapfenstreich, Gelöbnisse, Kranzniederlegungen, militärische Ehrerweisungen bei Bestattungen - wieder an Attraktivität gewonnen. Geradezu idealtypisch für die "Renaissance des Militärischen" (Wolfram Wette) formulierte der Berliner Innensenator Ekkehart Werthe-bach
    im Interview:
    "Die Bundeswehr ist der Stabilitätsfaktor im Hinblick auf die äußere Sicherheit unseres Landes und wenn diese wichtigen Institutionen, die für die äußere und innere Sicherheit zuständig sind, voll in diese Demokratie integriert sind - sie sind Bestandteil des freiheitlichen Rechtsstaates - dann ist das für die Demokratie ein großer Gewinn. Und von daher erlebe ich das Gelöbnis als etwas, was ein demokratischer Akt ist, in dem Bundeswehr, Soldaten sich zeigen, als Teil dieses freiheitlichen Rechtsstaates. Und daß sie dieses öffentlich machen, stellvertretend für viele andere, ist für mich der Beweis dafür, daß die Bundeswehr auch von unsererGesellschaft akzeptiert wird, von unserer Gesellschaft angenommen wird. Und insofern ist das für mich ein -wenn Sie so wollen - ein symbolischer Akt und diese symbolischen Akte gehören auch zu unserer freiheitlichen Demokratie. Ich bin zutiefst überzeugt, daß die freiheitlichen Demokratien zu wenig symbolische
    Akte haben. Ob das nun das öffentliche Gelöbnis oder auch der Große Zapfenstreich ist. Den letzten, den ich mir angeschaut habe, den fand ich besonders eindrucksvoll. Er fand statt vor dem neuen Palais in Potsdam. Sehr eindrucksvoll nicht nur der Ablauf sondern auch tatsächlich der Ort, der damals gewählt wurde." (Werthebach, Interview: 2001: 191,193)
    Militärisch-patriotische Identifikationsmechanismen von unten, ausgelöst durch Traditionspflege im Militär, und die Pflege militärischen Zeremoniells im Rahmen öffentlich-publikumswirksamer Staatsrepräsentation von oben - von vielen Seiten wird im Zuge dieses Trends heute das "bundesdeutsche Untermaß an Repräsentation" beklagt und endlich die "Selbstannahme der Deutschen" gefordert. Der Große Zapfenstreich 1995 vor dem Branden-burger Tor steht wohl wie kaum ein anderes Zeremoniell für diese geistige Wende: hin zu einem Mehr an nationaler und militärischer Repräsentation - hin zu einem ›Mehr an Normalität‹

  • Großer Zapfenstreich 2.TeilDatum16.06.2006 22:47
    Thema von tschonn im Forum Tradition

    Der Große Zapfenstreich

    Der Große Zapfenstreich der Bundeswehr ist Tradition und modernes Zeremoniell gleichermaßen. Tradition, weil er eine lange Geschichte hat. Und modernes Zeremoniell, weil ihn erst die Bundeswehr dazu erhoben hat. Das Buch enthält eine ausführliche Beschreibung seiner Geschichte sowie ein Beiheft, in dem "erstmalig" der gesamte Zyklus mit Noten und Kommandos zusammengestellt ist. Zapfenstreiche gibt es bei den Soldaten schon sehr lange. Wahrscheinlich schon immer seit es Soldaten gibt. Jeder Truppenteil hatte hier seine eigenen Stücke und pflegte diese gemäß der Tradition.


    Erst im 19. Jahrhundert kam ausgerechnet ein Zivilist, der nie Soldat gewesen war, auf die gute Idee, mehrere traditionelle Zapfenstreich-stücke zu einem Zyklus zusammenzustellen und sie von einer "großen" Besetzung unter Hinzufügung von begleitenden Soldaten mit Gewehr sowie einer Anzahl von Fackelträgern aufführen zu lassen. Dies machte sofort bei allen Zuschauern wie Aufführenden großen Eindruck. Und so war es nur eine Frage der Zeit, dass diese Idee zur Tradition wurde, und dass sie die ihr gebührende Stellung als Zeremoniell erhielt. Gefördert wurde das Ganze noch dadurch, dass die beiden Truppengattungen Kavallerie und Infanterie sich in der instrumentalen Besetzung wie auch in den traditionellen Musikstücken wiederfanden. Auch das Staatsbewusstsein erhielt durch das Abspielen der Nationalhymne am Ende des Zeremoniells noch seinen Tribut.

  • Thema von tschonn im Forum Veranstaltungen/Tag de...

    Großer Zapfenstreich zum 50-jährigen Bataillons-Jubiläum des Panzergrenadierbataillon 352 am städtischen Sportplatz

  • 50. Tag der Infanterie in HABDatum17.05.2006 20:13
    Thema von tschonn im Forum Veranstaltungen/Tag de...

    Hier ein Auszug aus dem geplanten Verlauf. Bei mehr Infos, werde ich diese hier einstellen. Ach ja, hier kann jederr nach Anmeldung posten
    Gedachter Verlauf
    Bisher steht mir nur ein gedachter Verlauf zur Verfügung, den ich euch aber nicht vorenthalten möchte.

    Mittwoch 21.06.2006
    Anreise bis 16:30 Uhr
    Kameradschaftsabend

    Donnerstag 22.06.2006
    ganztägig Schießwettkampf
    13:00 Uhr Begrüßung durch den Präsident Bund der Deutschen Infanterie und den General der Infanterie mit Festvortrag
    15:00 Besuch des Stadtfestes in Hammelburg anlässlich 50 Jahre Infanterie
    22:30 Großer Zapfenstreich

    Freitag 23.06.2006
    07:30 Uhr Kranzniederlegung
    08:00 Uhr Feldgottestdienst
    08:45 Uhr Mitgliederversammlung Bund der Deutschen Infanterie
    11:00 Uhr Schlußappell sowie Siegerehrung Schießwettkampf


  • Ja so sind sie haltDatum28.04.2006 00:22
    Thema von tschonn im Forum Frauen in der der Kamp...
    Achtung, hier einige Stilblüten von WDR 5

    NADINE BECKER:
    Wir schießen mit der Bordmaschinenkanone 120 mm mal 139 – und das ist halt eine Waffe, mit der man sowohl gepanzerte als auch ungepanzerte Ziele bekämpfen kann. Dazu kommt noch das Sturmmaschinengewehr. Das heißt, wir schießen scharf. Aber wir machen das jetzt schon seit vier Wochen, und das klappt eigentlich bei allen ganz gut.

    Tja, 120 mm und ein STURMMASCHINENGEWEHR, da kann ja nichts mehr schiefgehen


    AUTORIN:
    Man muss schießen und kann erschossen werden. Hier auf dem Übungsplatz können sie alle wieder aufstehen, wenn sie getroffen wurden. Doch für die Soldaten in den Auslandseinsätzen, zum Beispiel im Kosovo oder in Afghanistan, wo jederzeit die militärische Lage eskalieren kann, ist es ernst. Untersuchungen der Bundeswehruniversität zeigen, dass die Soldaten sich nicht genügend mit den Konsequenzen militärischer Gewalt auseinandersetzen – auch die Soldatinnen nicht.

    DESIRÉ KOWALSKY:
    Ich speziell mach mir da jetzt keine so großen Gedanken drüber. Weil, wenn ich da jeden Tag dran denken würd, dann würd’ mir glaube ich der Beruf keinen Spaß machen, wenn ich da jeden Tag dran denken würd, ich müsste mal jemanden erschießen. Aber wenn es der Ernstfall verlangt, müssen wir das genauso wie unsere männlichen Soldaten genauso machen. Ich denk; dass ich mal im allerschlimmsten Fall jemanden erschießen muss oder mit jemandem kämpfen muss.
    MAIKE SCHLÜTER:
    Es gehört ja zum Beruf dazu, und ich mach das ja nicht aus Spaß, also aus Lust oder so. Sondern man muss es ja eigentlich. Man erfüllt ja einen Auftrag.


    ach schau her, zuerst macht man sich keine Gedanken und dann denkt man doch????? und Spass hat frau auch nicht am Soldatsein

  • Großer Zapfenstreich 1.TeilDatum28.04.2006 00:07
    Thema von tschonn im Forum Tradition
    Großer Zapfenstreich


    Der Große Zapfenstreich nimmt im militärischen Zeremoniell der Bundeswehr eine herausragende Stellung ein. Die feierliche Abendmusik beinhaltet bis in unsere Zeit die beiden großen Traditionslinien der deutschen Militärmusik: Die Trommeln und die Pfeifen, also das "Spil" der Landsknechte einerseits und die Trompeten und Pauken der Reiterei andererseits.


    Der Name "Zapfenstreich" stammt aus der Zeit der Landsknechte. Ende des 16. Jahrhunderts, im Jahr 1596, wurde erstmals ein Abendsignal in Verbindung mit dem "Zapfenschlag" erwähnt. Mit einem solchen Schlag oder einem Streichen über den Zapfen eines Fasses wurde das Signal zur Nachtruhe gegeben. Ab diesem Zeitpunkt durfte kein Wirt mehr Getränke ausgeben, die Landsknechte mussten sich in ihre Zelte zurückziehen.
    Im Laufe der Zeit wurde es üblich, das Zeichen zur Nachtruhe auch in musikalischer Form zu geben. Die Kavallerie benutzte dazu Trompetensignale, die Infanterie Flöte und Trommel. Die bis heute übliche Zapfenstreich-Zeremonie geht auf die Zeit der Befreiungskriege Anfang des 19. Jahrhunderts zurück. Seit dieser Zeit ist an den Zapfenstreich auch ein kurzes Abendlied angeschlossen.
    König Friedrich Wilhelm III. von Preußen befahl im Jahr 1813 - orientiert an der russischen Armee - auch ein Gebet. Aus den drei Bestandteilen "Locken", "Zapfenstreich" und "Gebet" basiert der Große Zapfenstreich noch heute. Erstmals zu hören war er im Jahr 1838 in Berlin. Seit der Zeit der Weimarer Republik findet der Große Zapfenstreich in der Nationalhymne seinen Abschluss.
    An der Zeremonie sind neben Spielmannszug und Musikkorps zwei Züge Soldaten unter Gewehr sowie Fackelträger beteiligt. Der Große Zapfenstreich beginnt mit dem Einmarsch der Formation zu den Klängen des Yorckschen Marsches. Nach der Meldung an den zu Ehrenden folgt eine Serenade aus üblicherweise drei Musikstücken. Anschließend beginnt der eigentliche Zapfenstreich: Das "Locken" durch die Spielleute, der Zapfenstreichmarsch durch die Spielleute und das Musikkorps sowie die "Retraite" des traditionellen Zapfenstreichs der berittenen Truppen. Danach folgt das Gebet in Form des Musikstücks "Ich bete an die Macht der Liebe". Der Große Zapfenstreich wird nach der Nationalhymne durch die Abmeldung bei der zu ehrenden Persönlichkeit beendet.
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  • deutsches SoldatengedenkenDatum11.04.2006 18:10
    Thema von tschonn im Forum polBil ;-)

    und noch ein schöner Artikel, welcher am 10.04.2006 auf
    Deutschlandradio-Kultur kam

    Auf der Suche nach der verlorenen Trauer
    Von Michael Stürmer
    Es gibt keine Dorfkirche in Frankreich, wo nicht unter blau-weiß-roter Trikolore der Kriegstoten gedacht wird: "Mort pour la France" - gefallen für Frankreich. In Paris gibt es Gedenktafeln für jeden einzelnen Kämpfer der Resistance, der bei der Befreiung von Paris im August 1944 sein Leben verlor. Der Kult der Toten, Helden und Nicht-Helden, ist unübersehbar und vereint die Nation. Der Tag des Waffenstillstands 1918 bedeutet das Gedenken mehr an den Tod als an den Sieg.

    Nicht anders in Großbritannien. Jedes Jahr im November sieht man auf den Straßen Londons Gentlemen im dunklen Straßenanzug, die kleine rote Blumen aus Papier feilhalten und dafür Spenden sammeln: "Red Poppies", die an die Schützengräben der Jahre 1914 bis 1918 erinnern, "Flanders's Fields". Die Totenmale sind unübersehbar nicht nur in jeder englischen und schottischen Stadt, sondern überall, wo das Empire seine Toten hinterließ, von Gallipoli am Eingang zu den Dardanellen bis Jerusalem, von Kairo bis New Delhi. Jeden Abend bläst noch immer ein Trompeter der Armee in Ypres in Flandern "The Last Post", das Trompetensignal des Abschieds über den Soldatengräbern. Der große Kreisel zwischen Knightsbridge und der Mall, die in Richtung Piccadilly führt, seitab Buckingham Palace, umspannt ein Ehrenmal für alle Zeiten und alle Waffengattungen. Die Invaliden tragen an hohen Fest- und Feiertagen Uniformen und Auszeichnungen.

    In Deutschland? Die deutsche Demokratie hat noch keine Form gefunden, der Toten zu gedenken. Als Kanzler Kohl 1982 ein Denkmal für die Opfer der Kriege und der Gewalt am Bonner Rheinufer plante, gab es eine Flut von Protesten, die alles unter sich begrub. Der Kanzler wollte einen Ort, wo fremde Staatsbesucher einen Kranz niederlegen konnten, wie sie es überall tun, und wie es auch deutsche Staatsbesucher anderswo halten. Als der Kanzler 1988 im Herbst nach Moskau kam, legte er einen Kranz nieder am Grabmal des Unbekannten Soldaten unterhalb der Kremlmauer. .Da kam eine Ehrenkompanie, geführt von einem Oberst in Galauniform, der dem Kanzler auf Deutsch meldete: Die soundsovielte Kompanie des soundso Regiments der Tula-Division. Das war die Division, die bis Berlin marschiert war. Er habe, so der Oberst, einen Kranz niederzulegen zu Ehren der tapferen deutschen Soldaten, die ihr Leben in Russland gelassen hatten. Dem Kanzler nebst Gefolge verschlug es die Sprache, manche hatten Tränen in den Augen.

    Hätte es nicht die Wiedervereinigung gegeben, so wäre noch immer in Deutschland die Stelle leer, wo andere Völker um ihre Toten trauern. Die Wiedervereinigung aber bewirkte, dass Schinkels Neue Wache in Berlin, Unter den Linden, zum gesamtdeutschen Denkmal wurde, wie vordem schon das der DDR, wo ausgerechnet der SED-Staat Erde von Nordafrika und Narvik, aus den Niederlanden und Polen ausgebreitet hatte - und aus zwei Konzentrationslagern der NS-Diktatur.

    Man hätte meinen können, dass damit wieder so etwas wie Ruhe und Stil zurück gewonnen waren angesichts des Leidens, des Todes, und des Opfers. Aber die Deutschland-GmbH hat bis heute keinen Stil gefunden, keinen Modus und kein Zeremonial, um mit dem Gedenken an Tote umzugehen, die für das Land ihr leben ließen. Der Standortkommandant des Fliegerhorst Fürstenfeldbruck in Oberbayern sorgte dafür, dass sämtliche Fliegernamen aussortiert wurden. Nicht nur der mit dem Pour le Merite ausgezeichnete Manfred von Richthofen, der "Rote Baron", fiel dieser Geschichtsentsorgung anheim, sondern auch gleich noch der Gründer der amerikanischen Luftwaffe und der französische Flieger Antoine de Saint Exupery, vor allem bekannt als Autor des Buches "Der kleine Prinz". Richthofen, der am 21. April 1918 über der Front in Flandern abgeschossen wurde, gerade 25 Jahre alt, wurde damals von den Briten in einer feierlichen Zeremonie beigesetzt: Während sechs englische Offiziere, sämtlich Geschwaderführer, den Sarg auf ihre Schultern luden, feuerte ein Spalier britischer Soldaten Salut. Das britische Oberkommando sandte einen Kranz mit der Inschrift: "Dem tapferen und edlen Feind". Im schleppenden Slow-march, die Gewehrmündungen nach unten, ging der Zug zum Grabe. Heute ist der Name des Freiherrn von Richthofen für neudeutsche Political Correctness offenbar nicht mehr tragbar.

    Lasst die Toten ihre Toten begraben, so trällert die Republik. Aber das wird früher oder später nicht mehr reichen. Deutschland wird, so das bekannte Wort des Verteidigungsministers Struck, auch am Hindukusch verteidigt. Das ist eine Gefahr bringende Sache, es hat Tote gegeben und es wird nach menschlichem Ermessen, weitere Todesmeldungen geben. Sie seien verstorben, einem Unfall zum Opfergefallen - heißt es verschämt, um das nach Krieg klingende Wort zu meiden sie seien gefallen für Deutschland. Es fehlt selbst an der Sprache. Heute stehen etwa 7000 deutsche Soldatinnen und Soldaten - ja, wo stehen sie eigentlich? Im Felde? An der Front? Das Wort erinnert an Ernstfall und Vergangenheit, und zumeist sind die Fronten in Afghanistan oder im Roten Meer auch denkbar unklar, überall und nirgendwo.

    Nur die Trauer braucht einen Ort, wie seit ewigen Zeiten, eine Sprache, eine Form, ein Symbol - sonst kann sie den Soldaten nicht Haltung geben, den Überlebenden nicht Trost, der Republik nicht das Bewusstsein, dass es auf Tod und Leben geht.

    Der 1938 in Kassel geborene Michael Stürmer studierte in London, Berlin und Marburg, wo er 1965 promovierte. Nach seiner Habilitation wurde er 1973 ordentlicher Professor für Neuere und Neueste Geschichte, Sozial- und Verfassungsgeschichte; außerdem lehrte er u.a. an der Harvard University, in Princeton und der Pariser Sorbonne. 1984 wurde Stürmer in den Vorstand der Konrad-Adenauer-Stiftung berufen und zwei Jahre später zum Vorsitzenden des Forschungsbeirates des Center for European Studies in Brüssel. Zehn Jahre lang war er überdies Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik. Zu seinen Veröffentlichungen zählen: "Das ruhelose Reich", "Dissonanzen des Fortschritts", "Bismarck - die Grenzen der Politik" und zuletzt "Die Kunst des Gleichgewichts. Europa in einer Welt ohne Mitte". Im so genannten "Historikerstreit" entwickelte Stürmer die von Habermas und Broszat bestrittene These von der Identität stiftenden Funktion der Geschichte. Stürmer, lange Kolumnist für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", schreibt jetzt für die "Welt" und die "Welt am Sonntag".


  • Der BundesnachrichtendienstDatum09.04.2006 19:52
    Thema von tschonn im Forum polBil ;-)

    Hier ein interessanter Beitarg zur Enststehung des BNDs

    Das Erbe von "Fremde Heere Ost"
    Vor 50 Jahren: Aus der "Organisation Gehlen" entsteht der Bundesnachrichtendienst (BND)
    Von Robert Baag
    Der ehemalige Wehrmachtsgeneral Reinhard Gehlen galt als geschickter Taktiker und Stratege, der noch im Chaos der militärischen Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg den Grundstock für einen neuen Nachrichtendienst erfolgreich zu sichern vermochte. Am 1. April 1956 wurde die "Organisation Gehlen" in die Dienstelle "Bundesnachrichtendienst" (BND) überführt.

    Erste Gegenstelle mit Betreiber... - 41 Grad gepeilt, 28 Grad gepeilt... 57 Grad! 57 Grad... - "Was ist das? Ist das die neue Funklage?" - "91 Grad, 41 Grad, 20 Grad, 95 Grad - Verkehrskreis A nicht mehr zu hören... Nicht mehr zu hören. - 57 Grad...

    Funk- und Fernmelde-Aufklärer der deutschen Wehrmacht während des Krieges in der Sowjetunion. Admiral Canaris, Chef des "Amtes Abwehr", Held des gleichnamigen deutschen Spielfilms aus den 50er Jahren, auf Inspektionsbesuch an der Ostfront. Aus dem so genannten Funk-Lage-Bild versuchen die Spezialisten zu analysieren, welche Einheiten der Roten Armee jenseits der Frontlinie stehen und welche Kampfhandlungen wo zu erwarten sein könnten. Auch Reinhard Gehlen, der damals die Abteilung "Fremde Heere Ost" beim Oberkommando der Heeres leitet, sammelt alle verfügbaren Daten über das Kräftepotential des militärischen Gegners. Aufgrund des düsteren Bildes, der sich abzeichnenden Niederlage, das er der Führung liefert, fällt er bei Hitler in Ungnade und verliert im Frühjahr 1945 seinen Posten. Mit seiner Prognose aber liegt er richtig:

    Po Rejchstagu...

    Im Mai 1945 erobert die Rote Armee Berlin. Deutschland kapituliert bedingungslos. Zukunftsangst liegt lähmend über dem Land. Für deutsche Berufsmilitärs, die den Krieg überlebt haben, sieht die Perspektive besonders düster aus. Wer würde sie jetzt noch brauchen? - Reinhard Gehlen aber, der das Kriegsende in einer Almhütte in den bayerischen Alpen abgewartet hat, setzt darauf, dass die siegreiche Anti-Hitler-Koalition nicht mehr lange Bestand haben würde. Und sein Kalkül geht auf:

    Als sich der Ost-West-Konflikt abzeichnete, waren die sowjetischen Streitkräfte für die Amerikaner 'tabula rasa'. Es gab weder Kenntnisse über Streitkräfte-Strukturen, über Bewaffnung noch über die Rüstungsindustrie. Insofern hatte Gehlen mit seinem Erbe aus 'Fremde Heere Ost' ein Pfund, mit dem er wuchern konnte.

    ...weiß Erich Schmidt-Eenboom, Zeithistoriker und Geheimdienst-Experte aus Weilheim. - Noch Jahrzehnte später würdigt auch Gehlens Kontaktmann zum amerikanischen Geheimdienst CIA dessen damaligen konzeptionellen Ansatz. In seinem soeben auf deutsch erschienen Buch "Auftrag Pullach - Die Organisation Gehlen 1948 - 1956" schreibt James H. Critchfield:

    Reinhard Gehlen hatte fast ganz alleine und mit klaren Vorstellungen und großem Mut die Übergabe der nahezu intakten 'Abteilung Fremde Heere Ost' an General Eisenhowers 'G-zwo(-Dienst)' geplant und durchgeführt. Damit war er der erste deutsche Offizier, der auf ein mögliches Bündnis mit den Vereinigten Staaten zusteuerte.

    Der entscheidende Durchbruch war 1948 - Berlin-Blockade. Über ihre guten funkelektronischen Aufklärungsmöglichkeiten konnten nur Gehlens Leute die Amerikaner darüber unterrichten, was die sowjetischen Luftstreitkräfte im Luftraum der DDR oder SBZ damals getan haben. Sie waren damit für das Aufrechterhalten der 'Luftbrücke' unverzichtbar...

    ...ist sich Erich Schmidt-Eenboom sicher. - Aber nicht nur Funkaufklärung im US-Auftrag ist das Metier der nach ihrem Gründer benannten "Organisation Gehlen". Schon lange vor der Gründung der Bundesrepublik Deutschland betreiben seine Leute handfeste Spionage gegen die SBZ, die Sowjetische Besatzungszone, sowie gegen die Sowjetunion und deren Satellitenstaaten in Ostmitteleuropa; ein Handwerk aus Kriegszeiten, das Gehlens Agenten nicht verlernt haben:

    Der Auftrag ist folgender: Absprung dicht hinter der russischen Front. Genaue Erkundung der Stärke und Ausrüstung der russischen Divisionen... " - "Uhrzeit-Vergleich!- 14 Uhr 12...Sammeln nach Absprung. Treffpunkt: X-3.

    Michael Müller, Autor des Buches "BND - Gegen Freund und Feind", warnt allerdings davor, den Einsatz antikommunistischer Diversanten überzubewerten, die Ende der vierziger/Anfang der fünfziger Jahre im Ostblock aufklären und Sabotage betreiben sollten:

    Also Gehlen hat ja mit der Wlassow-Armee beispielsweise schon während des Zweiten Weltkrieges kooperiert bzw. versucht zu kooperieren. Es ist auch nach dem Krieg versucht worden, diese Kooperation fortzusetzen, ganz speziell im Bereich der Fernaufklärung... Es ist nur vollkommen erfolglos gewesen!

    Denn auch die sowjetische Gegen-Spionage bekommt rasch mit, was sich im erst vor kurzem besiegten Deutschland gegen sie zusammenbraut und wer dabei federführend ist. KGB-Veteran Georgij Sannikov erinnert sich noch sehr genau an die Aktivitäten seiner antikommunistischen Landsleute im Exil:

    Ihre Basis befand sich in der US-Besatzungszone Deutschlands, in München. Ihre Kontakte mit der Organisation Gehlen waren ebenfalls lebhaft. Aber die Kontrolle über all ihre Aktivitäten hatten die Amerikaner, unsere Hauptgegner in München. Dort gab es eine US-Agentenschule so wie auch noch in einigen anderen bayerischen Städten. Dort bekamen die künftigen Diversanten beigebracht, wie man mit dem Fallschirm abspringt, wie man funken muss..., eine richtige Spionage-Ausbildung! Und gerichtet war das alles gegen unseren Staat!

    Moskaus Gegenspionage, die GRU und das KGB, schlagen zurück. - Und zwar sehr effektiv, denn - so Schmidt-Eenboom:

    ...da auch die ganze Emigrantenszene von sowjetischen Nachrichtendiensten unterwandert war, haben sich all diese Bemühungen als Fehlschläge, teilweise als tödliche Fehlschläge entpuppt.

    Der russische Geheimdienst-Experte Georgij Sudoplatov ist heute noch stolz auf die KGB-Erfolge in diesem "Schattenkrieg". In einem Dokumentarfilm nennt er als Beispiel das Ende der antisowjetischen litauischen "Waldbrüder". Partisanen, die Moskaus Truppen bis weit in die fünfziger Jahre hinein in blutige, für beide Seiten verlustreiche Kämpfe verwickelt haben:

    Mit den westlichen Spionageorganisationen klappt die Verbindung nicht. Aus Deutschland werden von einem so genannten 'Kabinett zur Befreiung Litauens' einige Fallschirm-Agenten geschickt, die sofort verhaftet werden... Mit dem britischen und schwedischen Geheimdienst führen die sowjetischen Tschekisten, also das KGB, schon seit langem ein so genanntes 'Funk-Spiel'. Das heißt: umgedrehte Agenten setzen solche Informationen ab, die dem Kreml nützlich erscheinen...

    Aber auch eine andere Zeitbombe tickt schon innerhalb der Organisation Gehlen, die einige Jahre später die wohl schwerste Krise im bundesdeutschen Auslandsnachrichtendienst - dann schon BND - auslösen wird. - In der so genannten "Birthler-Behörde", die sich heute um die wissenschaftliche Aufarbeitung des DDR-Staatssicherheits-Apparates kümmert, machen - so Erich Schmidt-Eenboom - neue Aktenfunde deutlich...

    ...in welchem Umfang SD-, Gestapo-Leute, und zwar auch solche, denen Kriegsverbrechen nachzuweisen sind, in die 'Organisation Gehlen' eingetreten sind. Offensichtlich brauchte man deren handwerkliche Geschicklichkeit. Und die haben dann Netzwerke gebildet, die sich gegenseitig unterstützt haben, aber damit zugleich natürlich das Haupt-Einfallstor für den nachrichtendienstlichen Gegner im Osten geboten, um Spionage innerhalb der 'Organisation Gehlen', im BND für die Russen zu ermöglichen.

    Rund vierhundert Mann - Ende der vierziger Jahre also etwa jeder zehnte Mitarbeiter Gehlens - sollen mit dem Sicherheits- und Repressionsapparat der Nazis verbunden gewesen sein. Diese Zahl nennt das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in seiner jüngsten Ausgabe. Michael Müller verweist noch auf einen anderen Aspekt der Gehlen'schen Personalpolitik:

    Man muss natürlich sehen, dass er eine klare Zielrichtung hatte, einen von den Amerikanern unabhängig operierenden deutschen Nachrichtendienst aufzubauen. Das konnte er natürlich nicht mit ehemaligen Postboten oder Bäckerlehrlingen. Also er musste natürlich auf in irgendeiner Form nachrichtendienstlich geschultes Personal zurückgreifen. Und deswegen, glaube ich, hat Gehlen das einfach ohne große Skrupel genutzt, um an Personal zu kommen.

    Zum Thema Kriegsverbrecher versicherte mir Gehlen, dass er grundsätzlich niemanden beschäftige. Während meines (ersten) Treffens (am 18. November 1948) habe ich auch keinen bemerkt. Ich entdeckte auch keinen, den man sofort als Nationalsozialisten, kurz 'Nazi' hätte bezeichnen können.

    ...behauptet noch Ende der neunziger Jahre Gehlens CIA-Kontaktmann und wohl auch -Kontrolleur James H. Critchfield. - Hans-Georg Wieck, zwischen 1985 und 1990 als Präsident des Bundesnachrichtendienstes - BND - einer der Nachfolger Reinhard Gehlens im Amt teilt zwar die Ansicht, dass NS-belastete Mitarbeiter der ersten Stunde einen Schatten auf den Dienst geworfen hätten. Für ihn ist indes dieser Unterschied wichtig:

    Ob jemand persönlich involviert war in Massakern oder in der Planung von Massakern ist für mich das Entscheidende. Die Bundesrepublik Deutschland hat mit den Menschen angefangen, die die Erfahrung des Krieges hatten, mit welchem Hintergrund auch - und ich schließe hier diese kriminelle Belastung aus - nicht mit diesen Menschen, aber mit allen anderen ist diese Bundesrepublik Deutschland aufgebaut worden, freiheits- und rechtsstaatlich, demokratisch.

    Ein Axiom der frühen Nachkriegspolitik Deutschland ist die feste Einbindung der drei Westzonen in das westliche Lager mit den USA als Vormacht - als Gegengewicht zum östlichen Hegemon UdSSR. Bundeskanzler Konrad Adenauer nimmt dafür auch die Teilung des Landes in Kauf:

    Nach meiner festen Überzeugung, nach der Überzeugung eines jeden Deutschen, der die Dinge unvoreingenommen betrachtet, gibt es vor dieser konsequent fortgeführten Politik des totalitären Sowjetrusslands nur eine Rettung für uns alle: Uns so stark zu machen, dass Sowjetrussland erkennt, ein Angriff darauf ist ein großes Risiko für Sowjetrussland selbst!

    Um diese Politik zu unterfüttern, ist ein professioneller Nachrichtendienst unverzichtbar, hofft der ehrgeizige Gehlen. Aber, so Geheimdienst-Experte Michael Mueller:

    Adenauer war natürlich bewusst, dass innerhalb der Organisation Gehlen zunächst mal die Amerikaner das Sagen hatten. Die gaben das Geld und bestimmten die Musik. Und insofern glaube ich, dass auch Adenauer diesen Apparat Gehlens mit einem gewissen Misstrauen betrachtet hat.

    Der CIA-Mann Critchfield betont dagegen in seinen Memoiren:

    Auch wenn Gehlen über den unglaublich langen Zeitraum von elf Jahren von amerikanischer Seite gefördert worden war, lag seine Ernennung als Präsident des BND ausschließlich in deutscher Hand.

    Elf Jahre also, von 1945 bis 1956, muss Gehlen - alias Dr. Schneider - warten, bis er endlich alleiniger Hausherr ist im südbayerischen Pullach, Deckname: "Camp Nikolaus. - Für CIA-Mann Critchfield geht seinerseits ein Lebensabschnitt zu Ende:

    Der 31. März 1956 war ein kalter, grauer Tag. Man konnte noch Spuren des letzten Schnees erkennen, der allmählich an der Mauer wegtaute, die den Innenhof einfasste. Während der vielleicht zehn Minuten, die die(...) Flaggenparade gedauert hatte, sah ich nur die beiden marschierenden Wachen. Kein Verkehr auf der Straße oder im Innenhof störte den Vorgang. Ich hatte den Eindruck, wohl der einzige gewesen zu sein, der das letztmalige Niederholen der 'Stars and Stripes' und der Bundesdienstflagge, das tägliche Ritual in '(Camp) Nikolaus' über Jahre miterlebt hatte.

    Akzentuierte Nüchternheit bestimmt die Szene, so ist Critchfields Eindruck an jenem Tag, als aus der "Organisation Gehlen" offiziell der Bundesnachrichtendienst wird. Eine Dienststelle, die seither an das Amt des Bundeskanzlers angebunden ist:

    So verlief der 1. April in Pullach ohne jegliche Feierlichkeiten, weil es Gehlen wahrscheinlich nicht gelungen war, vom Bundeskanzleramt eine klare Anweisung zu erhalten, was an diesem Tag zu geschehen hatte. (...) Vierzig Jahre später entnahm ich einer kurzen historischen Abhandlung, dass Gehlen erst am 20. Dezember 1956 und nicht neun Monate zuvor zum (BND-)Präsidenten ernannt worden war.

    Zwar ist Gehlen 1956 ans Ziel seiner Wünsche gelangt. Andererseits aber beginnen sich nun die Pannen im BND zu häufen. Michael Mueller:

    Gerade in der zweiten Hälfte der 50er Jahre würde ich nicht mehr von großen Erfolgen des Nachrichtendienstes reden, weil da im Gegenteil gerade in der DDR die Gegenkampagne mit Prozessen, mit Verhaftungen von Hunderten von Agenten bis hin zu Todesurteilen kamen. Insofern ist der BND gerade in der zweiten Hälfte der 50er Jahre in seiner tiefsten Krise erstmal gewesen!

    Der Bau der Berliner Mauer. Hohn und Spott ergießen sich aus der DDR Richtung Westberlin und Bonn. - Scharf fällt auch die Kritik aus, die der damalige Senatssprecher Egon Bahr noch vor kurzem in einem ARD-Dokumentarfilm für den BND übrig hat:

    Der Bericht vom 11. August endete mit der Prognose: 'Besondere Vorkommnisse sind nicht zu erwarten!' - Das heißt: Unsere berühmten Dienste - BND eingeschlossen - haben den Bau der Mauer nicht vorhergesagt!!!

    Ein Vorwurf, den Hans-Georg Wieck, ehemaliger Präsident des BND, zurückweist:

    Das ist natürlich sein Recht, das zu sagen. Der Senat von Berlin ist in einer anderen Lage als die Bundesregierung. Und die Kontakte zum Senat von Berlin waren sicherlich viel dünner seitens des Bundesnachrichtendienstes als die Kontakte zur Regierung. Ich hab mir, als ich Chef des Dienstes war, die Berichterstattung des Dienstes zur Lage '61 geben lassen, und daraus ergibt sich, dass er die Alarmbereitschaft der Streitkräfte um Berlin herum berichtet hat. Daraus ergibt sich nicht, dass er die Maßnahme in der Nacht vom 12. auf den 13. erklärt hat oder vorausgesagt hat - auch nicht, dass er vorausgesagt hat, dass diese Grenze an der Sektorengrenze errichtet würde. Das hat er nicht vorausgesagt. Aber dass etwas passieren würde - ja! Und dass das Baumaterial da war auch. Also insofern hat Herr Bahr nicht recht.

    Fachpublizist Michael Mueller rät an diesem Punkt zur Gelassenheit:

    Jeder Nachrichtendienst, und vor allen Dingen jeder Politiker, der seine Hauptaufgaben erfüllte, nämlich Zeitungen zu lesen und das Weltgeschehen zu betrachten, wusste, dass eine Aktion der DDR gegen diesen Flüchtlingsstrom unmittelbar bevorstand. Man muss da immer die Frage stellen: Wann bewertet man einen Nachrichtendienst 'über' oder 'unter'? - Ein Nachrichtendienst ist auch in erster Linie ein Dienst, der Zeitungen liest und seine politischen Schlüsse zieht...

    "Stellen Sie die Bereitschaft Ihrer Brigade her, in Richtung des Abschnittes Hannover-Hildesheim-Peine zum Angriff überzugehen!" - Militärischer Sprechfunk-Verkehr während einer Stabsrahmenübung sowjetischer Streitkräfte, die Mitte der achtziger Jahre in der damaligen DDR stationiert sind. - Mitschnitt, Peilung und Auswertung: Dieses Erbe der Gehlen-Abteilung "Fremde Heere Ost" ist bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion Anfang der neunziger Jahre weiterhin ein wichtiger Aufgabenbereich des BND im Zusammenwirken mit der so genannten elektronischen Kampfführung der Bundeswehr und der NATO-Verbündeten.

    Zwar hat der Ruf des BND bei den ausländischen Partnerdiensten noch zu Gehlens Amtszeit darunter gelitten, dass es östlichen Nachrichtendiensten gelungen war, den BND jahrelang mit ihren Agenten zu unterwandern - dennoch vertritt Erich Schmidt-Eenboom die Ansicht...:

    ...dass die Auswertung in Pullach zum NATO-Lagebild/Ost erhebliche und gute Beiträge geliefert hat, die wegen der Unterwanderung durch gegnerische Spione seltenst aus dem Bereich der Aufklärung mit menschlichen Quellen kam, in der Regel gewonnen wurden durch die breit gefächerte, technisch gute und versierte fernmeldeelektronische Aufklärung.

    Auf die Arbeit menschlicher Quellen, auf Spione also, könne man aber auch heute und in Zukunft nicht verzichten, glaubt der ehemalige BND-Präsident Hans-Georg Wieck:

    Ich sage das mit den Augen der Russen. Wenn ich ein System knacken will, muss ich am Ende und am Anfang den Menschen, der da am System ist, knacken!

    Und bezogen auf seine eigene Amtszeit 1985 bis 1990, also jene Zeit, als der Kalte Krieg zwischen Ost und West zu Ende ging, unterstreicht Wieck die Bedeutung der so genannten HUMINT, der operativen Arbeit mit menschlichen Quellen gerade im Ostblock:

    Da, wo es gelang, war es enorm produktiv! Und die Schwachstelle der Sowjetunion war der Block. Da waren die Einbruchstellen, die Satellitenstaaten... - Beim Fußballspiel sieht man ja die Fehlpässe, sieht man die Fehlschüsse. Aber man sieht auch den Erfolg. Bei den Diensten ist der Enthüllungsjournalismus darauf erpicht, die Pleiten zu haben..., die es gibt! Aber ich hab' lauter Pleiten und einen Erfolg. Was ist dann stärker?! Was ist dann gewichtiger?!

    Dagegen Michael Mueller:

    Ich glaube, dass das am Ende immer ein Nullsummen-Spiel ist. Weder hat die Bundesrepublik Deutschland durch die Arbeit des BND in diesem 'Kalten Krieg' gesiegt noch hat die DDR durch das Versagen der STASI diesen Krieg verloren. Also ich glaube, dass man da die Rolle, die Geheimdienste spielen, sehr stark überschätzt.

    Hans-Georg Wieck, Erich Schmidt-Eenboom und Michael Mueller sind sich allerdings einig, dass der Untersuchungsausschuss zur Tätigkeit des BND im Umfeld des Irak-Kriegs die Arbeit der deutschen Auslandsaufklärung nicht beeinträchtigen wird. Ein erneuter Vertrauensverlust bei den Partnerdiensten wie nach den Verratsfällen am Ende der Ära Gehlen, 1968, oder auch zu Beginn der neunziger Jahre, sei keinesfalls zu erwarten. Allerdings, so Hans-Georg Wieck, müsse sich der BND, müssten sich die deutsche und europäische Politik jetzt rasch neuen Herausforderungen stellen:

    Möglich und notwendig, ja unentbehrlich ist die Herstellung eines gemeinsamen Lage- und Bewertungszentrums für den gesamten Bereich des internationalen Terrorismus. Und wenn man das einmal hat, auch für andere Bereiche, die uns Sorgen und Kummer machen - also die Penetration unserer Wirtschaftsbereiche durch fremde Dienste zur Ausforschung von Wirtschaftsgeheimnissen. Da würde ich denken, ist ein großer Nachholbedarf in Europa vorhanden.


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